16er-Schrittrhythmus. Der Wechsel des Schrittrhythmus` wird durch die Ermüdung und die Laktatbildung, die während des Laufes entsteht, verursacht. Bei schlech- ten Witterungsbedingungen kann es auch mal vorkommen, dass ich mein optimales Renndesign spontan abändern muss. Der 400-Meter-Hürdenlauf erfordert daher auch eine hohe Anpassungsfähigkeit. Der schwierigste Part ist, die Hürden auch in einer extremen Ermüdungssituation zu überqueren. Der 400-Meter-Hürdenlauf gilt als eine der anstrengendsten Diszi- plinen in der Leichtathletik und ist daher auch leider recht unbeliebt unter Athleten. Dein Ziel ist es, dich für die Europa- meisterschaft im August in München zu qualifi zieren. Was würde das für dich persönlich und sportlich bedeuten? Ich hatte eine längere Pause vom Leis- tungssport aus gesundheitlichen Grün- den. Im Jahr 2016 wurde ich Vierte bei der U20-Junioren-Weltmeisterschaft in Polen/ Bydgoszcz und war schnellste Europäerin über die 400-Meter-Hürden-Distanz. Ich habe fest damit gerechnet, dass ich sport- lich weiterhin an diese Erfolge anknüpfen kann. Leider habe ich im darauffolgenden Jahr Pfeiffersches Drüsenfi eber bekom- men, was sich in eine Art „Long-Epstein- Barr-Virus“ Richtung entwickelt hat. In dem akuten Zeitraum durfte ich 6 Wochen lang keinen Sport treiben und meine Milz war leicht vergrößert. Ich konnte erst wieder in 2018 Wettkämpfe bestreiten. Obwohl ich 2018 die Deutschen U23-Ju- niorenmeisterschaften gewonnen habe, war ich leistungsmäßig noch deutlich ge- schwächt. Ich war ca. 2 Sekunden langsa- mer als noch 2 Jahre zuvor. Zudem haben das Training und die Wettkämpfe immer weniger Spaß gemacht, da ich nicht mehr 100 Prozent meiner Leistungsfähigkeit hatte. Ich habe in dieser Zeit nach inten- siven Trainingseinheiten oft eine Erkäl- tung bekommen und habe viel längere Regenerationsphasen gebraucht. Meine Leistung war nach oben hin wie „abgerie- gelt“, könnte man sagen. Mittlerweile bin ich wieder fi t, aber das hat fast 4 Jahre gedauert und war natürlich unheimlich frustrierend. Von daher wäre es für mich ein unheimlicher Erfolg, dieses Jahr bei den Europameisterschaften teilzunehmen. Ich wäre dann endlich an der Stelle, an der ich mich vor 4 Jahren gesehen habe. Nach solch einer Durststrecke ist es, glau- be ich, noch viel schöner, seine Träume zu verwirklichen und man weiß, dass man nie aufgegeben hat. Wie schaffst du es, mit solchen Rückschlägen umzugehen? Rückschläge gehören immer dazu – so- wohl im Sport als auch in anderen Be- reichen. Mir hat vor allem mein Umfeld geholfen, das mich immer unterstützt und weiterhin an mich geglaubt hat. Ein weite- rer Punkt war, dass ich mir nach 2 Jahren dann eine Auszeit gegönnt habe und im Rahmen meines Studiums ein Auslands- semester in Lima absolviert habe. Das hat mir defi nitiv geholfen, da ich dann auch gesehen habe, dass es noch viele weite- re Dinge neben dem Sport gibt. Ich denke, bei zukünftigen Rückschlägen sind dies für mich auch die wichtigsten Dinge, an die ich mich erinnern muss. Ich weiß, dass ich ein Umfeld habe, das mich immer un- terstützt und ich weiß, dass ich mich auch auf andere Sachen konzentrieren kann, die in diesem Moment möglich sind. Wie motivierst du dich jeden Tag aufs Neue? Motivation ist eigentlich eher selten ein Thema. Natürlich gibt es Tage, an denen man eher weniger Lust hat, aber ich freue mich überwiegend auf's Training. An sol- chen Tagen ist es auch immer schön zu wissen, dass man eine Gruppe hat, mit der man trainieren kann. Für mich ist tatsäch- lich das Wetter der größte Motivationskiller – nicht Tempoläufe oder ein anstrengendes Training. Dem Wetter kann man ja zum Glück mit der richtigen Ausstattung trotzen und wenn man dann mal angefangen hat, macht es meistens auch Spaß. Zudem habe ich auch immer mein Ziel, bei den Europa- meisterschaften zu laufen, im Hinterkopf. Da muss ich mich eher etwas bremsen. INTERVIEW Online-Veranstaltung zum Thema Erfolg im Sport durch richtiges Essen und Trinken Sie wollen erfahren, wie die richtige Ernährung die sportliche Leistung steigern kann? Bei unserem Online-Seminar mit Eileen Demes lernen Sie, welche Nähr- stoffe der Körper braucht. Mehr Infos fi nden Sie auf Seite 24. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme. Was sind für dich, neben Sport, wichtige Bestandteile für ein gesundes Leben? Gesund bleiben ist der wichtigste Part im Sport. Das haben mir vor allem die letzten Jahre gezeigt. Ich denke, ein wesentlicher Punkt ist, auf Regeneration zu achten. Oft bringt eine kleine Pause mehr als eine zusätzliche Trainingseinheit. Ein weiterer Punkt ist auch eine gesunde Ernährung. Dabei bin ich kein Verfechter von einer speziellen Ernährungsweise, sondern ich versuche eher, immer etwas zu meiner Ernährung hinzuzufügen (mehr Gemüse), statt etwas komplett wegzulassen. Als Sportlerin hat man zwar relativ viel Diszip- lin, aber nicht genug, um durchgängig auf Kuchen oder Schokolade zu verzichten. Daher gönne ich mir zwar ab und zu eine kleine Belohnung, aber der Großteil mei- ner Ernährung enthält viel Gemüse und ist recht ausgewogen. Der letzte große Part ist mein medizinisches Netzwerk. Es ist besser, einmal mehr zum Arzt zu gehen als zu wenig. Von daher mache ich viele regel- mäßige Check-ups, um gesund zu bleiben. Vorsorge ist immer besser als Nachsorge. Welche sportlichen Ziele verfolgst du für die Zukunft? Ich denke, wie jeder Athlet träume ich von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen. Den Traum konnte ich mir schon so halb mit der Teilnahme an den Olym- pischen Jugendspielen in 2014 verwirkli- chen. Jetzt fehlt noch die „richtige“ Teil- nahme. 21